Reisebericht Côte d'Azur - Hyères - "DivinGiens" - August 2004 Übersicht Reiseberichte

Tauchbasis Divingiens

Reisezeit: 21. - 27. August 2004
Vier TG Nr. 211 bis 214

Mein erster Sommerurlaub, bei dem ich gleich drei Dinge auf einmal kombiniert habe:

Reiseplanung
Nina wollte schon immer einmal die Cote d'Azur kennen lernen, so stand die grobe Richtung schon von Anfang an fest. Und wir wollten auf einem Campingplatz nahe am Meer zelten, um Kosten zu sparen. Nach ein paar Internet-Recherchen und eMail-Anfragen war das Ziel rasch gefunden: die Tauchbasis "Divin'Giens" (www.divingiens.com) auf der Halbinsel "Presqu'Ile de Giens" bei Hyères, zwischen Toulon und St. Tropez. Die Tauchbasis wird von dem deutschen Besitzer Hansi Hähner geführt und befindet sich unmittelbar auf dem Campingplatz "Les Roseaux".

Nach der logistischen Glanzleistung, meine Tauchkiste, 15-l-PTG, UW-Fotoausrüstung, Zelt, Schlafsäcke, Isomatten, Campinggeschirr, Klapptisch und zwei Klappstühle nebst unseren privaten Klamotten in den Kofferraum und auf den Rücksitzen meines handelsüblichen Golf IV zu verstauen, und nach einer 9-stündigen Autobahnfahrt sind wir morgens früh um 8 Uhr auf dem Campingplatz angekommen. Nach etwas Wartezeit bekamen wir dann einen gerade frei gewordenen Stellplatz zugewiesen. Wir bauten unser Zelt auf und fuhren noch schnell rein nach Hyeres in einen supermarché, um für das Wochenende (es war Samstag) einzukaufen. Die Sonne meinte es gut mit uns und machte dem Ruf der Cote d'Azur alle Ehre. Mit einem ausführlichen Nickerchen am Nachmittag holte ich mein Schlafdefizit nach, und dann konnte der Urlaub beginnen!

Kontaktdaten der Tauchbasis Divin'Giens


Die Halbinsel "Presqu'Ile de Giens"
Wie sich nun herausstellte, war die Wahl unseres Zielortes goldrichtig: die Halbinsel von Giens ist eine ca 8km weit ins Meer hinausragende, langgestreckte Landzunge. An ihrem Ende befindet sich die Ortschaft Giens und der kleine Hafen "La Tour Fondue". Von dort aus fahren mehrfach täglich Fähren zu der vorgelagerten Inselgruppe "Iles d'Hyères", die auch "Iles d'Or" (die goldenen Inseln) genannt werden. Die größte und am nächsten gelegene ist Porquerolles, mit traumhaft schönen Badebuchten und alten Verteidigungsburgen aus Napoleons Zeiten (St. Agathe). Die zweite Insel Port Cros steht unter Naturschutz und bietet sehr schöne Tauchplätze. Die dritte Insel Ile du Levant wird noch heute vom französischen Militär genutzt und ist daher Sperrgebiet.

Zu beiden Seiten der Halbinsel Giens verlaufen kilometerlange Sandstrände. Der westlich gelegene Strand Plage d'Almanarre liegt dem Wind zugewandt, der dort ziemlich heftig blasen kann. Ein El Dorado für Surfer und Kitesurfer. An manchen Tagen mit heftigen Mistral ist der ganze Horizont voller Segel, und das Ufer ist gesäumt von unzähligen Surfbrettern. Windgeschützter liegen die Oststrände "La Badine" und "Hyères-Plage", die nahtlos ineinander übergehen. Der feine Sandstrand verläuft sehr flach in das Wasser hinein, man muß schon weit hineinlaufen, um das Wasser bis zu den Hüften zu haben. Daher waren hier meist mehr Badegäste mit kleinen Kindern zu finden.

Postkarte mit Blick auf die Halbinsel Giens und das Festland

Fast die gesamte Fläche der Halbinsel ist von riesigen Salinen bedeckt, wo noch heute Salz gewonnen wird. In der Ferne erkennt man zudem Flamingos, die in den Salinen heimisch sind.

Der Campingplatz "Les Roseaux" ist nur ein kleiner Ableger vom "großen" Campingplatz "Presqu'ile de Giens" auf der anderen Seite des Kreisverkehrs (und unterliegt auch der dortigen Verwaltung). Daher ist Les Roseaux viel ruhiger gelegen ohne Lärm und ohne Animation und entwickelt schon beinahe einen familiären Charakter. Die Stellplätze liegen beidseitig entlang eines Weges schattig unter Bäumen, umgeben von drei Meter hohem Schilfrohr, nach denen der Campingplatz auch benannt ist. Von hier aus gelangt man zu Fuß in nur 5 min an den Badine-Strand, den Nina und ich daher bald unseren "Hausstrand" getauft haben. Auf dem Campingplatz haben sich ein Kajakverleih und eben die Tauchbasis von Hansi angesiedelt.

Foto vom Eingang zum Campingplatz "Les Roseaux" Lageskizze des Campingplatzes auf der Halbinsel Giens Postkarte der Halbinsel Giens

Die Tauchbasis "Divin'Giens"
Hansi Hähner hat im Jahr 1991 eine schon bestehende Tauchbasis auf dem Campingplatz vom Vorbesitzer übernommen und neu aufgebaut. Sie befindet sich klein und versteckt ganz am rechten Ende des Campingplatzes. Zentraler Platz ist der Innenhof mit zwei Tischgruppen, wo sich das soziale Leben der Basis abspielt. Hier trifft man sich vor dem Tauchgang und schreibt die Logbücher danach. Umgeben ist der Hof von einem Ausrüstungsschuppen (eigentlich ein Container), von dem Wohngebäude von Hansi, sowie von einer Gästekammer. Gegenüber ist noch ein großer Schulungsraum mit Couch und Bar. Hinter dem Schulungsraum versteckt sich die "Perle" der Basis, nämlich die Kompressoranlage. Diese hat Seltenheitswert, handelt es sich doch bei diesem Monstrum um den Kompressor eines ehemaligen U-Bootes! In 2005 hat Hansi die Anlage erweitert, so dass er nun auch Nitrox selbst füllen kann.

An meinem Ankunftstag habe ich einfach meine Tauchkiste zur Basis geschleppt und mich bei Hansi als "der Neue" vorgestellt. Mit seiner offenen und herzlichen Art hat er mit mir die Formalien geklärt und meine Daten gleich in seinen PC eingespeichert. Währenddessen hat er mir das Tauchreglement erklärt. In Frankreich sind nämlich zwei Dinge besonders wichtig:

  1. Erstens darf die tauchsportärztliche Untersuchung nicht älter als ein Jahr sein. Eine Zweijahresregel wie sonst üblich wird nicht anerkannt.
  2. Zweitens ist in Frankreich das Tauchen gesetzlich reglementiert und die Einhaltung der Bestimmungen wird mit drakonischen Strafen überwacht. So muss sich auch Hansi den 4-Sterne- und 5-Sterne-Regelungen fügen.

Skizze der Tauchplätze von DivinGiens


Tauchablauf
Im Innenhof seiner Tauchbasis hängt Hansi eine große weiße Tafel aus, auf der er den Wochenplan mit allen geplanten Tauchzielen notiert. Es finden nur Bootsausfahrten statt; Strandtauchplätze gibt es nicht. Zumeist werden vormittags die Tauchziele in größeren Tiefen (fast immer Wracks und Deko-Tauchgänge) angesteuert, während nachmittags dann die flacheren und einfacheren Tauchplätze an die Reihe kommen. Hansi schreibt auch immer die Mindestanzahl an Sternen mit dazu, die ein Taucher für den betreffenden Tauchspot benötigt. Dabei handelt sich immer um Halbtagesausfahrten mit jeweils einem Tauchgang. Den Freitag allerdings reserviert er meist für einen Ganztagesausflug zur Insel Port Cros. Da die Überfahrt über eine Stunde dauert, wird nach dem ersten Tauchgang am legendären Tauchplatz "La Gabiniere" der kleine pittoreske Hafen von Port Cros angesteuert und dort eine Mittagspause eingelegt. Dann erfolgt ein zweiter Tauchgang an der Insel, bevor nachmittags die Heimreise angetreten wird.

Foto vom Eingang zur Tauchbasis Foto vom Innenhof mit Hansi Foto vom Dekobier

Plongée d'Evaluation
Da ich zu der Zeit in Deutschland gerade in der Vorbereitung für das VDST-Silber-Brevet war, die Prüfung hierfür aber noch nicht abgelegt hatte, hat mir Hansi einen "Einstufungs-TG" empfohlen, genannt "Plongée d'Evaluation" (nicht zu verwechseln mit einem Check-TG!). Anhand dieser Evaluation dürfe er mich unter gewissen Umständen befristet als Zwei-Sterne-Taucher behandeln. Vorteil: dann darf ich nach den französischen Bestimmungen auch in die Zone bis 40m tauchen. Zwar nur mit einem 3-Sterne-Buddy, aber immerhin - ohne "Evaluation" darf ich nur bis 20m runter. Bei der Evaluation handelt es sich um einen erweiterten Check-Tauchgang mit einigen zusätzlichen Übungen, bei dem der Taucher beweisen muß, dass er die notwendigen Fertigkeiten für die nächst höhere Brevet-Stufe besitzt. Also zumeist Gruppenführungs- und Rettungsübungen. So kann also ein Ein-Sterne-Taucher die Qualifikation eines Zwei-Sterne Brevets nachweisen. Danach steht es im Ermessen des Tauchgruppenführers, den Taucher für die Tiefengrenzen eines regulären 2-Sterne-Tauchers zuzulassen. Die höchste durch die Evaluation erreichbare Stufe sind allerdings zwei Sterne - durch die Evaluation kann kein 3-Sterne-Status erworben werden. Und die Einstufung gilt auch nur befristet: solange man mit dem Tauchgruppenführer oder auf der Basis taucht, die die Evaluation durchgeführt hat. Die Evaluation kann z.B. nicht von einer Tauchbasis zu einer anderen "mitgenommen" werden.

In diesem Jahr hatte ich bereits in Deutschland begonnen, mich auf das Silber-Brevet vorzubereiten. Daher war ich auf diese Evaluation - als kleinen Probelauf für meine "echte" Silber-Prüfung im Herbst - sehr gespannt.


Erster Tauchgang: Evaluation mit TL Claudia
Und gleich am Montag war es dann auch schon so weit: mein Evaluation-Tauchgang stand bevor! Und zwar ging es am Nachmittag zum Tauchplatz "Epave Cimentier", einem auf 10m liegendes Wrack eines ehemaligen Zementfrachters. Den Tauchgang sollte Claudia (VDST 2-Sterne-TL) führen. Sie besprach mit mir den Tauchgang und sagte, dass noch weitere zwei Taucher mit dabei sein würden: zum einen Susanne, mit der sie einen normalen Check-TG machen wolle, und ein Franzose, der nur als Fun-Tauchgang mitkommt. Dann sagte mir Claudia, dass sie mir während des Tauchgangs einige Aufgaben stellen würde, also unter Wasser durchaus etwas passieren könne, wo ich eingreifen müsste. Sie hat mir allerdings nicht verraten, was genau sie im Schilde führt... Jedenfalls haben mich ihre Worte dazu bewogen, bei diesem Tauchgang meine UW-Kamera doch lieber an Land zu lassen, da sie mich evtl. behindern könnte und ich nicht beide Hände frei hätte für irgendwelche Übungen.

Während der Bootsfahrt zum Tauchplatz hat sie noch ein ausführliches Briefing mit uns allen dreien abgehalten, und bald waren wir am Tauchplatz angekommen und tauchbereit. Ich hatte meinen 7mm-Halbtrockenanzug genommen und zur Vorsicht noch eine separate Kopfhaube und Handschuhe angezogen, weil nicht wusste, wie warm oder kalt es werden würde. Unter Wasser hat mein Tauchcomputer dann 21 Grad angezeigt.

Foto vom Briefing auf dem Tauchschiff

Als unser Vierer-Team ins Wasser gesprungen war, sollten wir alle an der Oberfläche noch einmal den Wasser-Nase-Reflex probieren, und danach gab es das Zeichen zum Abtauchen. Der Tauchplatz war relativ flach und die Sicht eigentlich ganz gut. Wir erkannten die stählernen Flanken des Wracks, wo sich schnell die übrigen Taucher konzentrierten. Claudia führte uns etwas vom Wrack weg und suchte eine sandige Stelle. Dort versammelten wir uns im Halbkreis kniend um sie herum. Hier führte sie die Check-Dive-Übungen mit uns durch, jeder musste einmal seine Maske ausblasen und seinen Hauptautomaten wiedererlangen. Damit war der "offizielle" Teil beendet und wir konnten mit dem Fun-TG beginnen. Claudia führte uns zum Wrack zurück, an dem wir ein bisschen umher schauten.

Gut, bis jetzt war für mich nichts "Schlimmes" passiert, und ich rechnete nun in jedem Moment, dass ich gleich an der Reihe sein würde mit einer Evaluationsgemeinheit. Wie ein Hund passte ich auf Claudia auf und hielt sie immer im Auge. Nach einer kurzen Weile fragte sie uns, ob wir nicht auch mal etwas weg vom Wrack tauchen wollten, und wir sind alle hinter ihr her. Und da war es so weit! Claudia wandte sich zu mir um und gab mir das Zeichen "Keine Luft!". Ha, genau mit DER Übung hatte ich gerechnet, das ist ja der "Klassiker". Sofort bin ich zu ihr hin geflitzt, habe ihr meinen Atemregler hingehalten und für mich selber aus meinem Oktopus geatmet. Ich habe sie an ihrem Jacket festgehalten. Nach ein paar Atemzügen haben wir die Atemregler getauscht: sie bekam meinen Oktopus und ich meinen Hauptatemregler zurück. Dann kontrollierte ich auffallend deutlich meinen Luftvorrat am Fini und hielt ihr meinen Fini auch extra nahe vor ihr Gesicht. Anschließend gab ich ihr das Zeichen zum Auftauchen und wir setzten gerade in Bewegung, da brach sie die Übung ab. Sie quittierte meine Bemühungen mit einem ok-Zeichen, und wir setzten den Tauchgang ganz gemütlich fort.

Die UW-Landschaft war etwas eintönig: ein felsiges Relief, welches immer wieder von Feldern mit langblättrigen Seegraswiesen unterbrochen wurde. Langsam dümpelten wir dahin. Dann schien Susanne etwas entdeckt zu haben, denn sie ließ sich auf den Boden sinken und betrachtete etwas ganz dicht am Boden im Seegras. Mit etwas Abstand wartete ich ab. War es etwas ganz kleines, ein Krebs oder eine Schnecke? Susanne lag flach auf dem Boden, ich konnte nicht erkennen, was sie da so in den Bann gezogen hat. Ich schaute rüber zu Claudia, die mich auch beobachtete. Ich deutete ihr ein Schulterzucken an, worauf sie auf Susanne zeigte und das "keine Luft-Zeichen" gab. Blitzartig wurde mir klar, was das Ganze zu bedeuten hatte - ein weiterer Einsatz für mich mit einer gespielten Bewusstlosigkeit von Susanne! Mensch, ich Esel! Sofort schoß ich auf Susanne zu. Ich war froh, dass uns Balu erst kürzlich am Grötzinger See bereits einmal den Rettungsgriff für einen bewusstlosen Taucher gezeigt hatte, an den ich mich nun so gut wie möglich zu erinnern versuchte. Ich hob Susanne vorsichtig an, schlang den linken Arm um ihren Körper und sicherte mit der Hand ihren Atemregler, den sie noch im Mund hatte. Mit der anderen Hand nahm ich erst ihren Finimeter zur Luftkontrolle, um dann zu ihrem Faltenschlauch zu greifen und vorsichtig schubweise Luft einzublasen. Ich hoffte inständig, dass es mir gelingt, ganz langsam und vor allem kontrolliert mit Susanne aufzusteigen; was ja nicht einfach ist, wenn man sich selbst und noch den verunfallten Taucher gleichzeitig tarieren muß. Aber wenige Momente später erlöste mich Claudia von der Übung und weckte Susanne wieder zurück ins Leben.

Uff, damit hatte ich wohl alle Proben bestanden. Ganz befreit und sorglos tauchte ich dann weiter. Wir flosselten kurz über dem Grund umher und kamen noch mal am Wrack und am Ankerseil unseres Tauchschiffes vorbei. Claudia fragte reihum nach unserer Luft, und da es bei allen noch reichte, machten wir noch einen Schlenker über die Seegraswiesen. Ich suchte in den Felsritzen und im Seegras, ob ich nicht etwas Schönes finde, eine Schnecke oder einen kleinen Krebs vielleicht. Denn bisher hatten wir ja nicht viel Tolles erspäht. Bis sich dann Claudia wieder nach mir umdrehte und uns allen deutlich anzeigte, dass ich nun die Gruppenführung übernehmen sollte.

So ein Mist! Da ich mir vorhin so sicher war, dass meine "Prüfung" zu Ende war, hatte ich nicht mehr auf die Orientierung geachtet und wollte den Rest des Tauchganges einfach nur genießen. Daher hatte ich gar nicht mehr so richtig auf die Orientierung geachtet. So war ich mir nun gar nicht mehr sicher, in welcher Richtung es zurück zum Boot ging. Denn mittlerweile mussten wir langsam den Rückweg einschlagen. Um meine "Führungsqualitäten" zu demonstrieren und um Zeit zu gewinnen, fragte ich erstmal jeden noch mal nach seinem Luftvorrat und legte die Tauchformation neu fest: ich mit Susanne vorneweg, der Franzose mit Claudia als Schlusslicht. Nur ganz vage hatte ich noch in Erinnerung, aus welcher Richtung wir kamen, als wir vorhin das Ankerseil passierten. Keineswegs überzeugt und mit einigem Herzklopfen gab ich die Richtung vor und unser Troß setzte sich in Bewegung. Mit jedem Flossenschlag wurde es für mich spannender, denn ich wollte mir nicht die Schmach geben, die Gruppe nicht wieder zurück zum Boot führen zu können - nachdem ich, wie ich mir einbildete, die beiden Aufgaben vorhin ganz gut gelöst hatte. Ich starrte nach vorne in das Blaue, immer in der Hoffnung, dass sich im Trüben die Silhouette der Ankerkette abzeichnen würde. Die Sekunden schienen mir ewig. Bis, ja bis vor uns die Planken des Wracks auftauchten. Was für eine Erlösung! Denn nun wusste ich, dass meine Richtung richtig war, es konnte nichts mehr schief gehen - unser Boot hatte dicht neben dem Wrack geankert. Aha, da war ja auch schon das Ankerseil! Stolz drehte ich mich um und deute auf die Kette, gab aber noch das Zeichen für den Sicherheitsstopp - so viel Zeit muß sein. Langsam tauchten wir auf und stiegen wieder an Bord.

Zurück auf dem Boot sprach ich mit Claudia noch über die Übungen und sie sagte mir, dass ich die Evaluation bestanden habe. Abends auf der Basis gab sie auch Hansi Bescheid, so konnte ich in den nächsten Tagen alle Tauchgänge wie ein 2-Sterne-Taucher durchführen.

Es tut mir leid, dass die Schilderung dieses Tauchganges so lang und ausführlich geraten ist - das liegt daran, dass ich hier die Einzelheiten noch so lebendig vor Augen habe.


Dienstag: Tauchgang an der "Gabinière"
Bereits am nächsten Tag hatte ich das Glück, am Nachmittag zu einem der besten örtlichen Tauchspots zu kommen - dem Tauchplatz "La Gabinière" vor der Insel Port Cros. Denn eine kurzfristige Änderung des Tauchplans der mit Hansi befreundeten Tauchbasis "Espace Mer" führte dazu, dass Hansi bereits unplanmäßig am Dienstag zur Gabinière hinausfuhr, die sonst bei ihm eigentlich erst am Freitag, im Rahmen einer Ganztagesausfahrt, auf dem Programm steht.

Wie immer trudeln die Teilnehmer an der Ausfahrt ungefähr eine halbe Stunde vor dem verabredeten Termin im Hof von Hansi ein. Gemütlich bereitet jeder seine Ausrüstung vor. Bei Hansi ist es üblich, dass noch auf der Basis die Tauchflaschen an die Jackets geschnallt und die Atemregler montiert werden. Die Tauchgeräte werden dann komplett montiert auf die Ladefläche seines Lasters gelegt. Dazu kommen die Taschen oder Kisten mit dem übrigen Equipment. Wenn alle soweit sind, klettern die Taucher in das Führerhaus des Lasters und falls erforderlich, noch in ein zweites Fahrzeug. Der Laster schnauft ächzend den Hügel Richtung Hafen hoch und hält direkt an der Hafenmole mit dem Liegeplatz der "Ar Guevel", dem ehemaligen Fischkutter und jetzigem Tauchboot von Divin'Giens. Jeder bringt seine Tauchausrüstung die Steintreppe zum Pier herunter und verstaut sein Gerümpel auf dem Boot. Pierre, der französische Kapitän, kümmert sich um alle nautische Belange und steuert zielgenau alle Tauchspots an.

Am Spot angekommen hielt Hansi noch ein ausführliches Briefing ab und gab Verhaltensregeln für dieses Naturschutzgebiet. Mein erster Tauchgang mit UW-Kamera in Südfrankreich stand mir nun bevor. Wieder war ich in meinem 7mm Halbtrocki unterwegs, das Wasser war hier aber nur ca 18 Grad warm. Es war ein schöner, entspannter Tauchgang. Mein Buddy Andreas und ich hielten uns zunächst länger im 20m-Bereich auf. Hier trafen wir mehrere sehr große Zackenbarsche (merous) an, die zwischen großen Gesteinsbrocken dösten. Später entdeckten wir noch Muränen, die ihre Köpfe aus Felsspalten hervorstreckten. Etwas weiter vom Hang entfernt kreiste im Blauwasser ein großer Barakudaschwarm - ein grandioser Anblick mit den langgestreckten, silbern blitzenden Leibern. Kurz darauf waren wir in der Bucht angelangt, die als Treffpunkt zum Auftauchen ausgemacht war. Da Andreas noch 100 bar und ich noch 80 bar in den Pullen hatten, machten wir noch einen kurzen Abstecher aus der Bucht heraus links um die Ecke. Außer großen Gesteinsbrocken war dort nichts zu entdecken, so kehrten wir wieder in die schützende Bucht zurück. Im hellen Flachwasser probierte ich noch ein paar Makroaufnahmen von gelben Krustenanemonen, bis wir dann endgültig auftauchten.

UW-Foto von einem großen Zackenbarsch UW-Foto eines Barakudaschwarms in blauem Freiwasser UW-Foto von gelben Krustenanemonen

Die Rückfahrt dauert dann wieder über eine Stunde, Zeit genug um sich umzuziehen und die Tauchutensilien wieder in die Taschen und Kisten zu verstauen. Der Platz vorne am Bug ist danach am begehrtesten, weil man sich bei der Fahrt genau Richtung Westen die Sonne auf den Pelz scheinen lassen kann, während achtern die Sitzplätze im Schatte liegen. Nach dem Anlegen am Pier trägt jeder wieder seine Flaschen und Tauchkiste die Stufen hoch zur Straße, und der Laster wird wieder beladen. Zurück auf Hansi's Tauchbasis stehen dann schon die beiden Spülbecken mit frischen Wasser gefüllt bereit. Die leeren Flaschen stellen wir gleich hinten an den Kompressor. Für die gespülte tropfnasse Neoprenkluft hat Hansi mehrere Trockengestelle mit Bügeln vorgesehen; de übrige Ausrüstung wird wieder in den Schuppen geräumt und nachts abgeschlossen. Nachdem die Ausrüstung versorgt ist, kehrt rasch wieder Ruhe ein und wir können an der Tischgruppe im Hof die Logbücher zücken. Hansi hilft gerne bei der Bestimmung von gesichteten Tiefseeungeheuern und bespricht die Tauchplanung des nächsten Tages. Ab und zu stellt er auch mal eine Flasche Rouge auf den Tisch. So kann der Tauchtag gesellig ausklingen.


Ausflüge in die Umgebung
Foto Blick in die Altstadt von HyèresMittwoch und Donnerstag haben wir als tauchfreie Tage vorgesehen, so dass Nina und ich uns auch mal Zeit nehmen konnten für Badefreuden an den Stränden und für Ausflüge in die Umgebung. Hyères selbst ist bereits einen Ausflug wert mit einer schönen Altstadt und verwinkelten Gassen. Hoch in den Hang hinein führen verwinkelte, steile Sträßchen bis zu einem kleinen botanischen Garten und einem rundem Wehrturm. Von dort oben hat man eine wunderbare Aussicht auf die Stadt, die Halbinsel und das Meer.


Foto Blick auf Bormes-les-Mimosas Foto Blick auf die Ruine von Bormes-les-Mimosas Einen Ausflug lohnt auch Bormes-Les-Mimosas. Ein kleines Städtchen in den Bergen, nicht weit von der Küste entfernt. Kleine verwinkelte Gassen, viele blumenberankte Fassaden und Schatten spendende Olivenbäumchen machen den Reiz der Ortschaft aus. Eine kleine Burgruine thront über dem Städtchen und zeugt von bewegter Vergangenheit.


Von Bormes führt eine kurvenreiche und teils gefährlich schmale, mir sogar einspurig erscheinende Serpentinenstraße (D41) quer durch die Berge des Massif des Maures und einer wilden urwüchsigen Landschaft in das Bergdörfchen Collobrières. Vor dieser Straße allerdings warne ich: die Franzosen heizen durch die Kurven wie die .... und fahren nicht sehr rücksichtsvoll in der Mitte der schmalen Straße anstatt ganz rechts. Ein mir entgegenkommendes Fahrzeug kam so schnell um eine Kurve herumgeschossen und so dicht an mir vorbei, dass wir "Feindberührung" hatten und mit einem lauten Knall mein linker Rückspiegel einklappte. Später am Tag entdeckte ich eine Schramme und Eindellung in meiner Fahrertür - vielen Dank für das tolle Andenken!

Collobrières hat sich ebenso wie Bormes den Charme eines alten urwüchsigen Bergdorfes erhalten, man fühlt sich um Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt angesichts des alten Mauerwerks und der gepflasterten Straßen. In Collobrières kann man die kleine uralte Fabrik für Kastanienmarmelade besichtigen, in denen die Chataignes, also die Esskastanien, aus der Umgebung verarbeitet werden. Für die Rückfahrt nach Hyères wählten wir dann allerdings die weitaus besser und sicherer zu fahrende Route über Pierrefeu-du-Var und der D14 und ab dort der D12 - denn auf ein weiteres "Andenken" in meiner Karosserie haben wir gerne verzichtet.

Foto vor einer Luxuxjacht im Hafen von St. TropezDer Donnerstag stand für und ganz im Zeichen des Flairs von St Tropez, das man in einer guten Autostunde erreichen kann. Zu dem Ruf von St. Tropez braucht man ja nicht viel zu sagen, aber ich staunte tatsächlich nicht schlecht: denn es stimmt wirklich! Den überschaubaren alten Hafen säumt eine sehr schöne Häuserkulisse, und man traut an der Hafenmole seinen Augen kaum: dort liegt tatsächlich eine Bonzenyacht neben der anderen. Millionenteure Luxusyachten, weiße Schiffsrümpfe, Teakholzplanken und glitzerndes Chrom....dazu smart gekleidete Yuppies und schnippische Damen in Designermode gehüllt. Sogar Bodygards an den Stegen konnten wir entdecken. In den Gassen der Stadt in unmittelbarer Hafennähe konnten wir dann erahnen, welche Kaufkraft die Klientel mitbringt, denn es drängen sich eine teure Modeboutique neben der anderen. Ein Eldorado für meine Nina, obwohl unser Geldbeutel nur das Nase-platt-drücken an der Schaufensterscheibe erlaubte. Aber Träumen ist ja erlaubt. Den Nachmittag verbrachten wir an dem mehrere Kilometer langen Sandstrand von St Tropez, dem "Plage de Pampelonne". Aus Zufall verschlug es uns an das nördliche Ende des Strandes, dem Plage de Tahiti. Häufig flogen Hubschrauber über unsere Köpfe hinweg zur Mitte des Strandes, wohl um weitere Yachtenbesitzer im Taxidienst zu chauffieren. Bis auf einmal ein Hubschrauber direkt in den Garten der Villa wenige Meter hinter uns landete. Später erfuhren wir, dass dies das Anwesen von Gunter Sachs sei. Also Stars und Sternchen ohne Ende.

Foto vom alten Hafen von St. Tropez und der pittoresken Häuserfront Foto der Jachten im Hafen von St. Tropez Foto Ein Hubschrauber fliegt in das Anwesen von Gunter Sachs, direkt am endlosen Strand von Pampelonne

Letzter Urlaubstag - Tauchfahrt nach Port Cros
Das ist die einzige Ganztagesausfahrt bei Hansi und gleichzeitig eines seiner "Highlights" neben den Wracktauchplätzen - die Bootsfahrt zur unter Naturschutz stehenden Insel Port Cros, der Vormittagstauchgang an der "Gabiniere", zur Mittags- bzw. Oberflächenpause ein Landgang im kleinen Hafen von Port Cros und anschließend ein Nachmittagstauchgang.

Foto Luftaufnahme der Insel Port Cros

Die Überfahrt vom Hafen La Tour Fondue nach Port Cros dauert gut über eine Stunde, je nach Wind und Wellen. Kurz vor 11 Uhr sprangen wir wieder an der Gabiniere ins Wasser. Diesmal hatte ich nicht mehr so viel Glück wie vor 3 Tagen: zwar waren wieder Schwärme von Zweibandbrassen und dicke Zackenbarsche zur Stelle, aber leider habe ich keine Barakudas mehr entdeckt.

UW-Foto von drei Zweibandbrassen UW-Foto: Schlafender Zackenbarsch

Umso mehr habe ich dann mit Nina die Mittagspause genossen. Der kleine Hafen von Port Cros liegt sehr malerisch in einer Bucht mit glasklarem Wasser, nebendran eine weitere flache Badebucht. Die Sonne schien sehr heiß von einem wolkenfreien Himmel herunter. Daher herrschte auch auf der ausgetrockneten Insel sehr große Brandgefahr, dort ist Rauchen streng verboten. Direkt an den hölzernen Piers befinden sich Restaurants mit schattigen Terrassen; sowie eine jahrhunderte alte Befestigungsanlage. Nina und ich haben jedoch einen Spaziergang unternommen zu einer weiteren Burg, die sich auf einem nahe gelegenen Bergrücken befindet und einen tollen Ausblick auf die Insel und die Umgebung erlaubt. Die Inseln vor Hyères hatten zu Napoleons Zeiten aufgrund ihrer strategischen Lage eben eine hohe militärische Bedeutung. Nach unserem Picknick im Schatten der dicken Mauern wanderten wir zurück in den Hafen, wo unser Schiff schon startklar auf uns wartete.

Foto Blick von der Burg auf den Hafen von Port Cros und seine Befestigungsanlage Foto Die Badebucht liegt direkt am Hafen von Port Cros Foto des kleinen Hafens von Port Cros

Foto: Mit einem großen Schritt vorwärts geht es ab ins Meer UW-Foto Taucher im Gegenlicht der SonneDen zweiten Tauchgang unternahmen wir auf der anderen Seite der Insel, am Tauchplatz "Pointe du Vaisseau". Mein Buddy hatte nur eine Flasche dabei und jetzt nur noch 140 bar, so dass wir diesmal flacher tauchten. Die Unterwasserlandschaft ist hier etwas eintöniger, aber genauso felsig und zerklüftet. Wir entdeckten hier auch keine Merous mehr, für Zackenbarsche ist wohl eindeutig La Gabiniere "zuständig". Nach diesem unspektakulären Tauchgang genossen wir dann die Rückfahrt in der nun schon tiefer stehenden Sonne.




An diesem Abend fuhren Nina und ich noch rüber an den Strand d'Almanarre, dem nach Westen gelegenen Surferstrand, um dort an unserem letzten Urlaubstag einmal den Sonnenuntergang zu erleben. Wie erhofft tauchte die tiefstehende Sonne den Horizont in ein orangerotes Farbenmeer. Eine sehr schöne Kulisse und ein schöner Urlaubsausklang.

Foto vom Sonnenuntergang am Strand


Samstag, Abbruch und Rückfahrt
Ein letztes Mal Aufwachen, ein letztes Mal Frühstücken am Klapptisch vor dem Zelt, ein letztes Mal die Beine ausstrecken und die französische Sonne genießen. Und dann: Aufräumen, Schlafsäcke lüften, Isomatten zusammenrollen, Klamotten zusammenpacken, Geschirr spülen und zusammen räumen, Heringe aus dem harten Boden rausziehen, Zelt abbauen und zusammen legen, alle Tausend Sachen wieder einsammeln und nichts vergessen. Tauchkiste bei Hansi abholen. Und erneut den Kofferraum vollräumen und jeden Winkel ausnutzen. So verging der ganze Vormittag.

Den Nachmittag verbrachten wir noch gemütlich badend und faulenzend an unserem "Surferstrand". Und als es Abend wurde hieß es dann endgültig Abschied nehmen. In der Abenddämmerung setzten wir uns ins Auto und begannen die lange Rückfahrt nach Hause.


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