Reisebericht Zweite Kreuzfahrt MS Galiote - Korsika - September 2004 Übersicht Reiseberichte

Reisezeit: 29. April - 16. Mai 2005
Neunzehn TG Nr. 231 - 249

Juchuu! Es hatte geklappt und ich war wieder dabei! Zwei Jahre nach meiner ersten Mittelmeer-Kreuzfahrt auf der MS Galiote in Jahr 2002 (siehe meinen Erfahrungsbericht MS Galiote Mai 2002) war ich dieses Jahr erneut mit von der Partie. Wieder haben wir dasselbe Schiff gebucht, wieder waren fast dieselben Leute mit an Bord. Also der "harte" Kern von 2002 mit Klaus, Anita und ihrem Vater Harry, zudem Uwe und Karsten sowie Karin. Neu war diesmal Claus dabei, und mit separter Anfahrt stießen auf Korsika noch Maria und ihre Eltern Manuela und Wolfgang zu uns, so dass mit insgesamt 11 Personen das Schiff fast ausgebucht war. Dieses Mal fand die Tauchkreuzfahrt jedoch im September statt, und wieder war bereits die gemeinsame Hinfahrt das erste "Highlight" der Reise.

Foto Die MS Galiote festgezurrt am Liegeplatz im Hafen von Bonifacio


Anreise:
Denn Karsten hatte sich kurz zuvor einen lang gehegten Traum erfüllt und sich einen "echten" Land Rover 110 zugelegt. Dieses geländetaugliches Vehikel bot Platz genug für 4 Personen samt 4x Tauchgepäck, so dass sich unser Troß Freitag morgens mit zwei Fahrzeugen à 4 Mann/Frau aus Stuttgart in Richtung Italien in Bewegung setzte, bestehend aus Karstens grünem Land Rover und aus Harry's schon etwas älterem weißem Geländewagen.

Für die erste größere Rast hatte Karsten einen riesigen, prall gefüllten Picknick-Korb dabei, und als der Hunger zu arg drückte, bogen wir ins Grüne ab und breiteten eine Decke aus. Mitten in schöner Landschaft gab es dann deftige Wurst und leckere Oliven. Weiter ging die Fahrt, bis wir abends pünktlich in Savona zum Einschiffen auf der Nachtfähre nach Korsika eintrafen. Auf der Fähre "corsica ferries" haben wir uns mit Manuela, Wolfgang und Maria getroffen, so dass fortan unsere Reise- und Tauchgruppe komplett war.

Foto von der Vorbereitung für das Picknick bei der ersten Rast Foto Gruppenbild an einem Rastplatz in der Schweiz Foto vom Nachtlager auf der Fähre nach Bastia

Vor zwei Jahren noch hatten wir für die nächtliche Überfahrt nach Bastia 4-er Schlafkabinen gebucht, diesmal haben wir am Luxus gespart und in mitgebrachten Schlafsäcken auf dem Boden geschlafen. Nach dem "Löschen der Schiffsladung" am nächsten Morgen in Bastias Hafen stand als nächstes ein ausgiebiges Frühstück kurz außerhalb der Stadt auf dem Plan. Noch mit viel Müdigkeit in den Augen tunkten wir die Croissants in den heißen Kaffee. Beweisbilder gibt's hier.

Foto von der Vorbereitung für das Picknick bei der ersten Rast Foto Gruppenbild an einem Rastplatz in der Schweiz

Danach aber konnte das Abenteuer beginnen: anstatt schnurstracks an der Ostküste bis nach Bonifacio durchzufahren, legten wir einen größeren Abstecher in die wilde Berglandschaft von Korsika ein. Harry und Karsten steuerten ihre beiden Geländewagen auf wilden Pfaden und Trampelwegen in die Berge, die für normale Pkw's nicht passierbar gewesen wären. Mit Schwung ging es bergauf über Geröllwege, Schotterpisten und durch schlammige Wasserlachen hindurch, bis wir auf einer Anhöhe an einer einsamen Berghütte ankamen. Eine karge Berglandschaft breitete sich vor uns aus, in der tief hängende Wolken wie Nebelschwaden waberten. Ein Ort wie geschaffen für ein ausgiebiges Vesper. Zurück ging es bergab polternd und schaukelnd über dieselben holprigen Wege, arg schwankten wir zuweilen in engen Kurven und wurden dabei kräftig durchgeschüttelt. Was für ein Erlebnis!

Foto Karge wolkenverhangene Berglandschaft Foto Steinhütte hoch in Korsika's Bergen Foto vom Imbiß in luftigen Höhen

Auf normalen asphaltierten Straßen ging es danach in einem Rutsch durch nach Bonifacio, wo wir am späten Nachmittag ankamen. Majestätisch lag die betagte "Dame" MS Galiote an ihrem Liegeplatz im Hafen vor Anker, und Rü, der Schiffskoch und Mann für alles, schrubbte gerade das Achterdeck blitzblank.

Foto Rü macht klar Schiff


Einschiffung:
Also hatten wir noch Zeit genug für einen abendlichen Rundgang in Bonifacio. Wir wanderten oben an der Steilküste entlang und hatten eine grandiose Aussicht auf die steilen, bizarren Felsformationen entlang der Küste. Tief unter uns kräuselte sich die See. Dunkle Wolken und die tief stehende Sonne bildeten eine faszinierende Kulisse für die alte, verwinkelte und wehrhafte Stadt, die mich immer wieder aufs Neue beeindruckt.

Foto Grandiose Felsformationen an Bonifacio's Küste Foto Hoch über den zerklüfteten Klippen thront Bonifacio Foto Dunkle Wolken ziehen über die Stadt

Zurück im Hafen packten wir dann gemeinsam an und schafften all unsere sieben Sachen auf das Schiff, teilten die Kojen und deren Belegung untereinander auf, machten die Betten und versorgten unsere Tauchausrüstung. Die Autos wurden wieder auf einem Privatgelände sicher abgestellt. Nach einem leckeren Abendessen hieß es dann am nächsten Morgen Anker lichten und volle Kraft voraus! Urlaub, Du kannst beginnen...


Schiff ahoi:
Die Tage an Bord vergingen wie im Flug (ähm, wie auf dem Schiff natürlich). Bis auf den letzten Tag hatten wir durchweg Glück mit dem Wetter. Täglich standen zwei Tauchgänge auf dem Programm, auf Wunsch auch abends ein Nachttauchgang. Käpt'n Günther besprach mit uns vorab die Fahrtroute und schlug uns interessante Tauchplätze vor.

Foto von Buddy Maria Dieses Mal konnte ich die Tauchgänge ganz besonders genießen: Vor zwei Jahren war ich doch noch unerfahrener Tauchanfänger mit gerade einmal 29 Tauchgängen auf dem Buckel. Jetzt war ich mit über 200 Tauchgängen im Logbuch schon etwas in der Tauchgeschichte herumgekommen und nahm viele Dinge während des Tauchganges intensiver und viel bewusster wahr. Ich fühlte mich deutlich sicherer unter Wasser und "gelassener" in meiner Neoprenhaut. Den einzigen Bammel hatte ich vor mir selber: denn während der ganzen Woche tauchte ich immer zu zweit mit Maria, und sie war Tauchanfängerin mit erst ca. 20 absolvierten Tauchgängen. Ganz automatisch hatte ich also die "Führungsrolle" bei jedem Tauchgang inne. Und ich war mir anfangs eben noch nicht sicher, ob mir das immer gelingen würde. Im Nachhinein war dies jedoch für mich eine prima Konstellation, da auf diese Weise jeder Tauchgang für mich eine Übung in "Gruppenführung" darstellte, was ich gut gebrauchen konnte. Denn einen Monat später im Oktober sollten die Prüfungstauchgänge für mein VDST-Silberabzeichen stattfinden, und da kam mir jede Übung gerade Recht.


Abgetaucht:
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bestand ich bei unserem ersten Eingewöhnungs-TG am relativ flachen Tauchspot "Lavezzi-Ost" auf einen betont ausführlichen und deutlichen Buddy-Check mit Maria, bevor wir beide als letztes Team ins Wasser sprangen. Mein Hauptaugenmerk war auf drei Dinge gerichtet: die Orientierung nicht verlieren, Maria im Auge behalten und "betreuen" sowie lohnende Fotomotive erspähen, da ich wieder meine analoge UW-Kamera dabei hatte. Nach den ersten Minuten unter Wasser stellte sich Maria schnell als ruhige und überlegte Taucherin dar mit einer erstaunlich guten Wasserlage. Und sie hatte zu meiner Überraschung auch ziemlich schnell ein schönes Makromotiv gefunden und winkte mich heran: eine schwarz-weiße Leopardennacktschnecke präsentierte sich vor rotem Bohrschwamm. Gut gemacht, Maria! Nach ein paar Makroaufnahmen dümpelten wir gemütlich weiter, zwischen zerklüfteten Felsbrocken und Gesteinsformationen hindurch. Immer wieder kreuzten Schwärme verschiedener Brassenarten unseren Weg. Später entdeckte ich auch noch eine Fadenschnecke als Foto-Motiv. Nach 50 ruhigen und entspannten Minuten waren wir wieder zurück am Boot.

UW-Foto Leopardennacktschnecke vor rotem Schwamm UW-Foto Schwarm Zweibindenbrassen UW-Foto Fadenschnecke vor rotem Schwamm

So ähnlich verliefen auch die weiteren Tauchgänge an den folgenden Tagen. Die Unterwasserlandschaft war überwiegend geprägt von "wilden" und schroffen Felsgebirgen, teils von kleinen Schluchten und Spalten unterbrochen. Areale mit dicht gedrängten gelben Krustenanemonen und roten Schwämmen wechseln sich ab mit grünem Unterwassermoos und verschiedenen Algenarten. Manchmal boten sich Durchbrüche zum Durchtauchen an. Seegraswiesen bekamen wir eher selten zu Gesicht.

UW-Foto Wunderschön bewachsene Felswände laden zum Durchtauchen ein UW-Foto Ein "Strauss" gelber Krustenannemonen UW-Foto Zwei "Höhlentaucher"

Im Gegensatz zu meiner in der Türkei (Kas-Diving) gemachten Erfahrung (siehe meinen Türkei-Bericht hier) überraschte mich jedoch der auffallende Fischreichtum. Häufig beobachteten wir während eines Tauchganges mehrere Schwärme von Brassen oder Goldstriemen beim Abweiden des Pflanzenbewuchses. So war meine Kamera auch oft im Einsatz.

UW-Foto Goldstriemen über Seegras UW-Foto Ein großer Schwarm Goldstriemen

Mit geübtem Auge und etwas Glück haben wir ab und zu auch Nacktschnecken entdecken können. Am häufigsten kamen mir dabei Fadenschnecken vor die Linse, auch diese hier und wer klicken mag auch die andere, sowie etwas seltener Leopardenschnecken.

UW-Foto Fadenschnecke im Seegras UW-Foto Leopardenschnecke auf rotem Schwamm

Eine ganz andere Größenordnung erreichen jedoch die "speziellen Freunde" von Günther, nämlich "seine" Zackenbarsche am Spot "Zackenbarsche Kleines Massiv". Es ist schon erstaunlich, in welch großer Zahl diese Barsche hier anzutreffen sind. Und vor allem wie groß sie werden können! Dabei waren sie keineswegs scheu, sondern näherten sich oft auf Armeslänge, um uns neugierig aus großen Augen anzuglotzen. Das schien mir manchmal richtig unheimlich, wie sie teilweise ganz nah herankommen und mich dann einfach regungslos musterten. Auch Maria wurde so von den Zackenbarschen gründlich inspiziert.

UW-Foto Großer Zackenbarsch vor einer Wand voller Krustenannemonen UW-Foto Ein Zackenbarsch beäugt neugierig meinen Buddy UW-Foto Köpfe zweier großer Zackis

Aufgetaucht:
Über Wasser war Urlaub pur angesagt. Also viel Relaxen und Entspannen und die Sonne auf dem Oberdeck genießen. Ich selber habe die Zeit genutzt, um für die Silberprüfung den Theorieteil zu pauken. In unseren Liegebuchten bot sich das klare Wasser für Schnorchelstreifzüge an. Einmal hat auch Günther die Zeit genutzt um mit einfachsten Mitteln Fische für die Pfanne zu angeln. (Fischfang für Pfanne Film N2) An der Reling mit Nudeln angeködert konnte er mit Geschick genügend Brassen an Land ziehen, um eine ganze abendliche Mahlzeit zu ermöglichen. Zuvor stand noch die Gemeinschaftsaufgabe, unseren Fang zu schuppen und auszunehmen. Dazu setzen wir mit dem Schlauchboot an das Ufer der Bucht über. Und am Abend kredenzte uns Rüdiger eine lecker duftende Fischsuppe. Frischer geht es nicht.

Foto Fischfang von der Reling - Na, beisst einer an? Foto Mit Schwung zieht Günther den Fang auf das Deck Foto Eine Brasse nach der anderen landet im Eimer Foto Alle helfen mit beim Fischschuppen

Überhaupt hat uns Rüdiger die ganze Woche über kulinarisch verwöhnt. In den beiden großen Kühltruhen auf dem Vorderdeck bunkert er das Proviant für die ganze Woche, und in der kleinen Kombüse hantiert er auch bei schwankender Fahrt mit traumwandlerischen Sicherheit. So zaubert er nach einem ausführlichen Frühstück nicht nur leckere Mittag- und Abendessen auf den Tisch, sondern überrascht uns auch immer wieder nach den Tauchgängen mal mit süßen Pfannkuchen, mal mit Keksen. Und immer stehen zur Stärkung Thermoskannen mit heißem Tee und Kaffee bereit. Im Gegenzug obliegt uns die Pflicht, ihm täglich beim Küchendienst zu helfen: immer zwei Leute sind dran, einen Tag lang nach dem Essen das Geschirrspülen für Rü zu übernehmen. So kommt in Laufe einer Woche jeder einmal "dran".


Aufbruch:
An unserem letzten Tag hat uns Petrus noch mal klargemacht, was eine Schiffahrt ausmacht: dunkle Wolken verdüsterten den Himmel, heftige Windböen wühlten die See auf, unser Schiff wurde von hohen, mit weißen Schaumkronen bedeckten Wellen umher geworfen. Von unserem letzten Ankerplatz aus war es eigentlich nur noch eine kurze Strecke bis in den schützenden Hafen von Bonifacio. Bei diesem Unwetter aber schien es uns endlos. Der Schiffsdiesel legte sich tapfer ins Zeug, um gegen die Wogen und den Gegenwind anzukämpfen. Mühsam kämpften wir uns vorwärts. Das Schiff wurde von den Naturgewalten umhergeschubst und rollte in der schweren See. Ab und zu fegte ein Brecher über das Vorderdeck hinweg. Günther und Rü schien der Seegang nichts anzuhaben: Günther stand wie eine Eins am Ruder. Nur wir Gäste waren nicht begeistert. Mit bleichen Gesichtern wünschten wir den Hafen herbei. Nach ungefähr der dreifachen der normalen Zeit erreichten wir schließlich den "rettenden" Hafen von Bonifacio, und unsere Mienen und Lebensgeister erholten sich wieder.

Foto von der Hafenkulisse bei der Rückkehr nach Bonifacio Foto Abschiedsgruppenbild auf der Galiote

Kurz darauf klarte es sogar auf und die Sonne blitzte wieder zwischen den Wolken hervor. Wir nutzten die Gunst der Stunde zum Spülen unserer Tauchausrüstung mit Süßwasser und breiteten sie anschließend in der Sonne zum Trocknen aus. Anschließend war noch ein Gruppenfoto angesagt, bevor wir uns abends zum traditionellen Wochenausklangs-Dinner in einem Hafenrestaurant fertig machten. Am Samstag morgen stand schließlich das Ausschiffen und Beladen unserer Fahrzeuge auf dem Programm. Nach einem herzlichen Abschied setzte sich unser Troß wieder in Richtung Bastia in Bewegung.


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